Titel: Holmes und ich - Die Morde von Sherringford
Originaltitel: A Study in Charlotte
Autorin: Brittany Cavallaro
Verlag: dtv
Seitenanzahl: 368
Erscheinungsdatum: 19. Februar 2016
ISBN: 978-3-423-76136-9
Meine Wertung: 4/5
Originaltitel: A Study in Charlotte
Autorin: Brittany Cavallaro
Verlag: dtv
Seitenanzahl: 368
Erscheinungsdatum: 19. Februar 2016
ISBN: 978-3-423-76136-9
Meine Wertung: 4/5
Das erste Mal begegnete ich ihr am Ende einer dieser sich zäh dahinschleppenden Wochentage, die für Privatschulen wie das Sherringford-Internat so typisch sind.
Drei Dinge will Jamie Watson partout vermeiden, als er gegen seinen Willen auf ein Internat an der Ostküste der USA geschickt wird:
1. Dort auf die charismatische Charlotte Holmes zu treffen, Nachfahrin des legendären Sherlock, die allerorten für ihren komplizierten Charakter und ihr detektivisches Genie bekannt ist.
2. Sich in besagte Charlotte zu verlieben – natürlich unglücklich.
3. Gemeinsam mit Charlotte in einen Mordfall verwickelt zu werden.
Doch dann wird Jamie von seinem Zimmergenossen zu einer Party mitgeschleift, auf der er Charlotte begegnet und sofort von ihr fasziniert ist. Kurz darauf geschieht ein Mord. Hauptverdächtige: Jamie Watson und Charlotte Holmes! Ihnen bleibt nichts anderes übrig, als die Ermittlungen selbst in die Hand zu nehmen.
Quelle: Amazon
In seinen Fantasien lösen sie schon lange gemeinsam die spannendesten Verbrechen, doch in Wirklichkeit haben sie noch kaum ein Wort miteinander gewechselt, aber das soll sich ändern. Als Jamie Watson - Nachfahre des berühmten John Watson - auf das gleiche Internat wie Charlotte Holmes - ihrerseits Nachfahrin des berühmt-berüchtigten Sherlock Holmes - wechselt, kann er es kaum erwarten, ihre Bekanntschaft zu machen und seinen Detektivfantasien so leben einzuhauchen. Charlotte scheint diese Fantasien jedoch nicht zu teilen und zeigt sich abweisend. Als die beiden allerdings in einen Mordfall verwickelt werden, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zusammenzuarbeiten und ihre Unschuld zu beweisen. Doch irgendjemand scheint es auf sie abgesehen zu haben und dieser jemand hat ein Händchen dafür, seine Spuren zu verwischen. Für diesen Fall sind detektivische Höchstleistungen erforderlich.
Vorweg muss ich wahrscheinlich sagen, dass ich selber nicht die Originalgeschichten über Sherlock Holmes gelesen habe und auch sonst kein großer Holmes-Fan bin, auch wenn mich sowohl seine Persönlichkeit als auch seine Geschichte, besonders im Bezug auf dieses Buch, interessieren. Die Autorin baut bekannte Sherlock Holmes-Elemente gekonnt in die Geschichte ein und verknüpft sie mit dem Geschehen. So sind zum Beispiel auch die beiden Protagonisten an die bekannten Romanfiguren angelehnt. Dabei sollte man sie jedoch nicht nur auf ihre Vorlagen beschränken, sondern sie als eigenständige Persönlichkeiten wahrnehmen. Generell sollte man offen und ohne große Erwartungen und Vorurteile an die Geschichte herangehen und sich komplett auf sie einlassen, ohne sie ständig mit bekannten Holmes-Geschichten zu vergleichen. Natürlich weist das Buch Parallelen zu den originalen Sherlock Holmes-Abenteuern auf, wenn man es jedoch nur auf diesen kleinen Teil seiner selbst beschränkt, erkannt man nicht das ganze Potenzial, das in dem Buch steckt und lässt sich einiges entgehen.
Erzählt wird die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Jamie Watson, der nur widerwillig London verlassen hat, um für ein Stipendium das Sherringford-Internat zu besuchen. Seinem Traum ,Schriftsteller zu werden, kommt er allerdings nur schleppend näher und so erhofft er sich, durch gemeinsame Abenteuer mit Charlotte, Inspiration zu finden und seinem Erbe gerecht zu werden. Als er jedoch selbst zum Opfer eines Verbrechens wird, ist er fest entschlossen, seine Unschuld zu beweisen. Dafür muss er sich allerdings mit der geheimniskrämerischen Holmes zusammentun. Diese scheint ihm in den Ermittlungen immer einen Schritt voraus zus sein und so tappt der Leser zusammen mit Jamie im Dunkeln und wird dadurch zum Miträtseln animiert.
Charlotte Holmes ist nämlich ein kleines Rätsel für sich. Mit beeindruckenden deduktiven Fähigkeiten schafft sie es sowohl ihre Mitmenschen als auch den Leser zu verblüffen. Während Jamie nämlich die ruhige Konstante in der Geschichte ist, auf die der Leser sich verlassen kann, kommt Holmes einem wahren Wirbelwind gleich, der immer wieder Staub aufwirbelt, nie still verweilt und so immer wieder für Überraschungen sorgt. Sie selbst ist eigentlich eher eine Einzelgängerin, doch Watson hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihr Vertrauen zu gewinnen und so bildet sich zwischen den beiden langsam eine Verbundenheit, die sich zu Freundschaft und Partnerschaft etabliert und schließlich auch Platz für tiefgreifende Gefühle lässt. Trotzdem ist lange nicht sicher, ob dieses Vertrauen auch auf Gegenseitigkeit beruht, da Holmes lange Zeit auf eigener Faust ermittelt und sich schwer tut, Watson an ihren Gedanken teilhaben zu lassen. Trotz ihrer Drogensucht ist Holmes ein hochintelligentes Mädchen, das letzten Endes aber auch nur auf der Suche nach der Anerkennung seiner Familie ist. Während also der Fall von den beiden nach und nach gelöst wird, wird auch das Rätsel um Charlotte Holmes leichter zu durchschauen und Geheimnisse können ans Licht kommen.
Trotzdem hatte ich leider das Gefühl, dass die beiden sich enorm an ihre Vorbilder Sherlock Holmes und John Watson geklammert haben und somit zu stark versucht haben, den beiden nachzueifern. Dabei haben sie ihre eigene Einzigartigkeit untergraben und sich zu sehr darauf konzentriert, dem Original gerecht zu werden, als ihre eigene Geschichte zu erzählen.
Denn ihre eigene Geschichte hat einiges zu bieten. Bis zum Schluss hatte ich immer noch keinen blassen Schimmer, wer hinter dem Verbrechen stecken und es somit auf Holmes und Watson abgesehen haben könnte. Es passierten immer wieder merkwürdige Dinge, die dem Fall eine neue, überraschende Richtung gaben und die Ermittlungen erschwerten, aber auch spannend hielten. Die Auflösung konnte mich schließlich überraschen, indem die Autorin die einzelnen Hinweise schließlich geschickt verknüpft hat und zusammenfließen ließ.
Holmes und ich ist eine spannende Geschichte, hinter der weit mehr steckt als eine schlichte Nacherzählung des Originals, auch wenn sich die Charaktere ein bisschen zu stark an ihre Vorbilder klammern. Doch Jamie und Charlotte sind trotz ihrer eigenen kleinen Problemchen tolle Charaktere, die - auch wenn sie erst Vertrauen zueinander aufbauen müssen - wunderbar harmonieren und ein gutes Team bilden. Ich vergebe 4 von 5 Traumtänzerinnen:
Vielen Dank an dtv für das Leseexemplar
Brittany Cavallaro studierte zunächst am Middlebury-College in Vermont und dann an der University of Wisconsin/Madison Creative Writing und bereitet dort derzeit ihre Promotion vor. Sie ist Chefredakteurin mehrerer Universitäts-Zeitschriften, konnte dank diverser Stipendien ihr Schreibtalent ausbauen und veröffentlichte im Januar 2015 einen ersten Band mit Gedichten. Seit ihrer Kindheit ist Brittany Cavallaro ein riesengroßer "Sherlock"-Fan - so kam ihr die Idee zu "Holmes und ich", ihrem ersten Jugendbuchprojekt.
Quelle: dtv
Hört sich gut an, mal überlegen ob ich mir das Buch auch noch hole.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Nadine
Hey Lena,
AntwortenLöschenich fand Holmes als Charakter wirklich sehr speziell, aber auch unterhaltsam. Mir hat leider ein wenig die wörtliche Rede gefällt.
Liebe Grüße
Sandra
Hallo Sandra,
Löschenstimmt, jetzt wo du es erwähnst finde ich auch, dass es ziemlich wenig wörtliche Rede gab.
Liebste Grüße,
Lena
Huhu Lena!
AntwortenLöschenSchön, dass dir das Buch auch so gut gefallen hat! Ich fand es auch ziemlich gelungen!
Schöne Ostern wünsche ich dir!
Liebe Grüße, Petra von Papier und Tintenwelten
Danke Petra, ich wünsche dir auch noch einen schönen restlichen Ostermontag. :)
LöschenHey Lena!
AntwortenLöschenIch hab das Buch letzte Woche gelesen und war total begeistert! Ich bin ein richtiger Holmes-Fan und fand die Umsetzung so gelungen, eben vor allem, weil es so eine Detailliebe gibt :) Aber jetzt wo ich deine Rezi gelesen habe, merke ich schon, dass die beiden Protagonisten wirklich sehr ihren Vorbildern nacheifern. Aber mich hats gar nicht gestört. Freut mich aber sehr, dass dir das Buch auch gefallen hat :)
Ganz liebe Grüße,
Julia
Hallo Julia,
Löschenschön, dass dir das Buch so gefallen konnte. Ja das die Geschichte ist wirklich mit viel Liebe zum Detail geschrieben. :)
Liebste Grüße,
Lena